Manipulierte Bewertungen
Im Juli 2020 hat Stiftung Warentest einen Test über Agenturen veröffentlicht, die Internet-Bewertungen verkaufen. Eines der Ergebnisse: 2 von 3 dieser Bewertungen waren manipuliert.
Für ihren Test haben Mitarbeiter der Stiftung Warentest undercover bei Agenturen angeheuert, die Internet-Bewertungen anbieten.
Viele Nutzer orientieren sich beim Online-Shopping, bei Hotelbuchungen oder der Suche nach Ärzten und Handwerken an positiven Bewertungen anderer. Zwar dürfte vielen Verbrauchern bewusst sein, dass man nicht alles für bare Münze nehmen kann, was auf Bewertungsplattformen zu finden ist. Doch wie systematisch und unverfroren Bewertungen im Internet manipuliert werden, hatte wohl kaum jemand erwartet.
Das Geschäftsmodell der Agenturen besteht darin, auf Plattformen wie Amazon oder Google Rezensionen von Waren oder Dienstleistungen einzustellen. Bei diesen Agenturen kann jeder als Rezensent anheuern und gegen kleine Bezahlung Bewertungen verfassen.
Das Ergebnis der Stiftung Warentest legt offen, dass kaum eine der Agenturen, die Bewertungen verkaufen, an authentischen und realistischen Bewertungen interessiert sind. Einnahmen bringen nur die gefälschten positiven.
In 63 Prozent der Fälle versuchten die Agenturen, die Tester zu veranlassen, die Bewertung positiver zu machen. Nur bei zwei der sieben getesteten Agenturen fand keine Einflussnahme statt. Bei jeder vierten Rezension wurde sogar ganz offen verlangt, vier oder fünf Sterne zu vergeben – andernfalls würde die Bewertung nicht akzeptiert und vergütet.
Neben solcher Einflussnahme erteilten mehrere Agenturen auch Aufträge für komplett erfundene Bewertungen. In jedem fünften Fall konnten die Tester das zu bewertende Produkt gar nicht ausprobieren; statt des Produkts wurde ihnen lediglich ein Foto davon zur Verfügung gestellt. Anhand dieses Fotos sollten sie dann konkrete Produkteigenschaften bewerten, wie etwa die Sohle eines Turnschuhs.
Mit einem weiteren Test belegt die Stiftung Warentest, dass auf diese Weise manipulierte Bewertungen tatsächlich den Weg ins Netz finden. Sie kaufte bei vier Agenturen 120 Bewertungen zu zehn Euro das Stück ein, um das Google-Profil eines testweise eingerichteten Internetshops aufzuwerten. Der Test-Shop erhielt dann tatsächlich nach und nach gute Bewertungen. Einige verschwanden zwar wieder – vermutlich weil Google sie enttarnt hatte. Viele Fake-Bewertungen blieben allerdings online.
Das Geschäft der Agenturen läuft übrigens nicht nur mit positiven Bewertungen, sondern auch mit negativen. Wettbewerber beauftragen diese Agenturen, um unliebsamen Konkurrenten mit negativen Bewertungen das Leben schwer zu machen und sich Vorteile zu verschaffen.
Tipp 1
Gegen Fake-Bewertungen kann man sich wirksam wehren. Das Wettbewerbs- und das Äußerungsrecht bieten wirksame Mittel der Gegenwehr (siehe unseren Beitrag vom 20. November 2019 und vom 12. Juni 2019)
Tipp 2
Wenn der Verfasser der Bewertung anonym ist, kann man sich an die Plattform wenden und verlangen, dass die Fake-Bewertung gelöscht wird (siehe unseren Beitrag vom 19. Oktober 2018).